Zur Entladung wird der Kesselwagen vom Bahnhof M.Gladbach am Speick auf den Firmenhof der Gebr. Overlack transportiert

1952 Warentransport

Ist Fortschritt linear? In Sachen Warentransport gab es jedenfalls schon mal andere, bessere Zeiten als die Gegenwart mit ihren schier endlosen Lastwagenkolonnen auf überfüllten Autobahnen. Über Jahrzehnte hinweg rollten vor allem Güterzüge durch deutsche Lande, und Gleisanschlüsse waren weit verbreitet.

Die „Gebr. Overlack“ profitieren vom nur 500 m entfernt gelegenen Güterbahnhof „M.Gladbach am Speick“. Von hier aus werden die Kesselwagen mit Zugmaschinen in den Firmenhof transportiert und entladen. Ein eigener Gleisanschluss ist nicht möglich, weil die Aachener Straße als Bundesstraße B 57 zwischen Bahnhof und Unternehmen liegt.

Ob dieser „kombinierte Verkehr“ in modernerer Ausprägung bald zurückkehrt? In Sachen Klimaschutz wäre das wünschenswerteste Zukunftsmusik, denn pro Tonnenkilometer verursachen Güterzüge achtzig Prozent weniger CO² als Lkw.


Isolde Seidel posiert als „Overline“ am Rosenmontag 1954.

1953 „Overline“

Am 16. März heuert eine attraktive junge Frau auf dem Firmenschiff an. Nach Abitur und Höherem Handel freut sie sich auf ihre erste berufliche Herausforderung. Isolde Seidel erledigt die Korrespondenz und Sekretariatsarbeiten für Heinrich Overlack, verzaubert die Kollegen Lagerarbeiter und verdreht einem jungen Mann gehörig den Kopf, der erst wenige Wochen zuvor von seiner Ausbildungsmission in den väterlichen Betrieb zurückgekehrt ist: Hans Overlack.

 

 

Heinrich (links) und Lutz Overlack in ihrem gemeinsamen Büro

1954 Die Brüder Overlack

1954 währt ihre Zusammenarbeit schon 30 Jahre, und bislang haben sie sich bestens ergänzt – extrovertiert, jovial und umgänglich ist Lutz; ernsthaft, streng und verantwortungsbereit sein jüngerer Bruder Heinrich. Seit März 1953 arbeitet Heinrichs Sohn Hans im Unternehmen, streng nach den Vorgaben, die Vater und Onkel für seine Ausbildungsjahre vorgegeben haben. Und doch, vor dem absehbaren Übergang in die nächste Generation, gibt es Streit. Zwei aus einem Familienstamm zur gleichen Zeit in der Firma, findet Lutz, das ist einer zu viel. Er ist der Senior und möchte diesen Status gerne an den eigenen Sohn und Nachfolger Eduard weitergeben. Aber Eduard ist 13 Jahre jünger als Heinrichs Sohn Hans. Eine unlösbare Aufgabe!


 

Isolde und Hans heiraten im November 1955

1955 Noch eine Hochzeit

Im November 1955 heiraten Hans und Isolde. Lutz bescheinigt seinem Neffen, er sei „nach Ruf, Vorbildung und Charakter ungeeignet“ für die Führung der Geschäfte der „Gebr. Overlack“. Dem drohenden Streit am Niederrhein entzieht sich das junge Paar durch einen Ortswechsel nach Ludwigshafen. Bei der BASF übernimmt Hans die neue Sparte der Magnetophonbänder. Aus den geplanten zwei Jahren in der Ferne werden acht. In der Pfalz kommen auch die drei Kinder Peter (*1957), Anne (*1960) und Eva (*1962) zur Welt. Am liebsten würde Isolde gar nicht mehr zurückkehren.


1956 Auf dem Fabrikhof

Kein Chemiehandel ohne Fahrer! Stolz präsentieren die Herren LKW-Fahrer Anfang der 50er Jahre ihre Schmuckstücke. Sie arbeiten immer im Zweier-Team, sind nicht nur verantwortlich für den sicheren Transport der Ware, sondern auch für deren sachgerechte Entladung bei den Kunden in der Region.

Hier posieren die Lagerarbeiter Toni Wagner, Jacob Simons und Fritz Nellen für ihren Kollegen Hans Overlack, Frühjahr 1951

 

© Stadtarchiv Mönchengladbach, Fotograf Armin Schwarzer

1957 Die Schornsteine II

Damals rauchten die Schlote noch! Im Juni 1957 fliegt Armin Schwarzer über die Aachener Straße und fertigt dieses Luftbild, auf dem sage und schreibe sieben Fabrikschornsteine in den Himmel ragen. Die „Gebrüder Overlack Chemische Fabrik“ ist da gerade mal 35 Jahre jung und an der Aachener Straße in einer vergleichsweise leeren, fast ländlich anmutenden Stadtlandschaft angesiedelt.


 

1958 Strauss & Overlack II

Schon Ende 1947 haben sich Lutz und Heinrich Overlack mit Adolf Strauss, dem vormaligen Besitzer der Firma Strauss in Erkelenz verständigt. Zum Jahresbeginn 1948 kehrt Adolf Strauss mit einer 50-prozentigen Beteiligung in „sein“ Unternehmen zurück. Gemeinsam mit Heinrich Overlack wird er Geschäftsführer des traditionsreichen Landhandels, der von „Gebr. Overlack Zweiggeschäft Erkelenz“ zu „Strauss & Overlack“ umfirmiert. Damit ist die Arisierung rückgängig gemacht.

Beim Tod von Adolf Strauss im November 1958 betrauern die Brüder Overlack „einen Menschen von reicher Erfahrung und hervorragendem beruflichem Können“, von dem sie in „aufrichtiger Dankbarkeit“ Abschied nehmen.

 

 

1959 Eine Fabrik, die keine Fabrik ist

Schon lange ist die „Chemische Fabrik“ der Gebrüder Overlack weniger Fabrik als Chemikalienhandel. Aber eine „Fabrik“ als Produktionsstätte, in der hergestellt und nicht nur umgeschlagen wird: das klingt einfach besser! So trägt man den Namen entgegen der tatsächlichen Umstände wie einen Ehrentitel über die Jahrzehnte hinweg – auch auf diesem Briefbogen, der in die frühen 50er Jahre zu datieren ist.


Bauzeichnung vom März 1959

1960 Das Overlack-Haus

Im Juni 1960 wird das neue Bürogebäude an der Aachenerstraße bezogen. Auf drei Ebenen bietet das in der zeittypischen Architektursprache errichtete Gebäude Raum für 16 Büros und zwei Besprechungsräume. Zum ersten Mal in ihrer langjährigen gemeinsamen Tätigkeit erhalten die Brüder Lutz und Heinrich eigene Büros. Den Namen Overlack-Haus erhält das Gebäude erst Jahrzehnte später.

Das Overlack-Haus im Dezember 2021


Schöne alte Mauer auf dem Firmenareal der Gebr. Overlack, heute OQEMA

1961 … another brick in the wall …

Im Jahr 1961 wird in Berlin eine Mauer gebaut. Sie zementiert die Teilung Deutschlands in zwei antagonistische Weltanschauungssysteme für fast drei Jahrzehnte. Auch der Bruderstreit im Rheinland wird noch kuriose Blüten treiben. Nachdem Hans 1963 endgültig ins Unternehmen zurückkehrt, verwehrt er seinem Onkel nach dessen Rückzug aufs Altenteil im Jahr 1966 den direkten Zugang zum Firmengelände. Der Mauerdurchgang zwischen der Villa, dem Wohnsitz von Lutz Overlack, und dem unmittelbar angrenzenden Firmenhof wird in einer Nacht- und Nebelaktion zugemauert. So bleibt es etwa 40 Jahre lang …