Zusammen im Garten in der Donk, Sommer 2002

 

2002 Alle Jahre wieder: Kindersegen

Es ist wie Einatmen und Ausatmen. Auf Konzentrationsbewegungen – der Familienstamm Heinrich Overlack erwirbt im Lauf von Jahrzehnten sämtliche Anteile von den Erben der Brüder Ed und Lutz – folgen Wachstumsschübe. Zwischen 1990 und 2001 kommen die zehn Enkel von Hans und Isolde Overlack zur Welt: Fanny (*1990, Peterstochter), Michel (*1991, Annessohn), Till (*1992, Peterssohn), Emma (*1993, Annestochter), Nele (*1994, Peterstochter), Laura (*1995, Evastochter), Wendel (*1997, Annessohn), Rebecca (*1997 Evastochter), Lotte (*1999, Annestochter) und Clara (*2001, Evastochter). Sie alle – das ist schon bei ihrer Geburt absehbar – werden einmal zu Miteigentümern der Gebr. Overlack. Das Unternehmen in nur einer Hand zu konzentrieren, woran Hans einmal so entsagungsbreit gearbeitet und wovon Peter eine Zeit lang geträumt hat, übersteigt längst die wirtschaftlichen Möglichkeiten aller Teilhaber.


 

Fanny Overlack, Herzmensch. Buntstift auf Papier, ca. 1999

2003 Nestwärme

„Die Firma Overlack ist ein Familienunternehmen. Und das nicht nur als Postulat auf der Internetseite und in Bezug auf die Besitzverhältnisse, sondern gerade im Umgang der Leitungsebene mit den Mitarbeitern und der Mitarbeiter untereinander. Mit allen Macken und Behinderungen, mit allen Fähigkeiten und Kompetenzen. Gerade so, wie das in Familien in der Regel auch sein sollte. Vor allem aber ist das Gefühl der Zugehörigkeit erwünscht und wird, manchmal in etwas stachliger und raubeiniger Art und Weise, aber immer authentisch vermittelt. Wertschätzung gibt es für alle, die Leader und die Arbeiter. Wahrscheinlich hat das bislang einen Betriebsrat entbehrlich gemacht. Um im Bild der Familie zu bleiben: Wenn die Eltern gut sorgen, brauchen die Kinder kein Jugendamt.“


Schnappschuss vom Juni 2007: Hans-Peter Eßer, der Herr über die Finanzen, die Beiräte Christoph Grafe und Harald Vergossen und der Geschäftsfüher im Profil während der Gesellschafterversammlung in Ozorków, Polen.

Foto vom Sommer 2022: Seit 30 Jahren gehört Christoph Grafe (links) dem Beirat und heutigen Aufsichtsrat der Gebrüder Overlack an. Seit 2001 ist Harald Vergossen (rechts) mit im Team; er lehrt BWL an der Hochschule Niederrhein.

 

2004 Der Beirat

Wo so viel dynamischer Wandel stattfindet, braucht es Konstanten. Und wo ein so visionärer Geschäftsführer am Werk ist und dies über lange Jahre auch in alleiniger Verantwortung, da braucht es Aufsicht, Beratung, Kontrolle oder positiver formuliert: eine so wohlwollende wie kompetente Begleitung, die immer in der Lage ist, sachliche Kritik zu üben und alternative Handlungsoptionen aufzuzeigen. Mit dem Ausscheiden von Hans Overlack im Sommer 1992 wird bei den Gebrüder Overlack ein dreiköpfiger Beirat eingerichtet.

Diesem Beirat gehört der promovierte Betriebswirt Christoph Grafe seit seiner Gründung bis heute an. Wie Harald Vergossen, der im Jahr 2001 für den ausscheidenden Axel Wiesenhütter nachrückt, hat Grafe in Köln BWL studiert. Eine kluge Überlegung von Senior Hans Overlack, sich die beiden engen Studienfreunde seines Sohnes und damit die nächste Generation in das Aufsichtsgremium zu holen. Tatsächlich übernehmen die beiden im Beirat nicht nur die Funktion der wirtschaftlich kompetenten Berater, sondern über die Jahre hinweg auch die der ausgleichenden Vermittler, wo die unterschiedlichen Sichtweisen auf die Welt des Chemiehandels von Vater und Sohn mal wieder temperamentvoll aufeinanderprallen. Bis heute genießen sie das unumschränkte Vertrauen der ganzen Overlack-Familie.

Als Hans Overlack Ende 2002 aus dem Beirat ausscheidet, übernimmt seinen Part als Vertreter des Chemiehandels Carl Hugo Erbslöh, der im Beirat bleibt, bis der Eintritt der Hannover Finanz ins Unternehmen eine Neuordnung der Aufsichtsverhältnisse erforderlich macht.  

Beteiligung an der Novochem, Ungarn    
heute: Novochem, Ungarn
Beteiligung an der Pecsi Agroker, Ungarn    
heute: Pecsi Agorker, Ungarn
Beteiligung an der Novochem, Rumänien 
heute: OQEMA, Rumänien


Sun Min Park, Let me be vague. Leuchtobjekt – Braille, 2003. Hängt im Paarzimmer der Villa.

2005 Vision II

Zum zweiten Mal nach 1994 wird im Unternehmen ein Visionsprozess gestartet. Jetzt ist das Zieljahr 2022 und in drei Arbeitsgruppen wird am „Bericht aus der Zukunft über das dann Erreichte“ gearbeitet. Noch beharrt das Zukunftsszenario mit gutem Grund auf dieser Festlegung: „Westeuropa, außer Deutschland, hat für Overlack keine strategische Priorität. Wir sind der Ostexperte in der Distribution!“

Von dieser Fokussierung auf den Osten wird sich die Geschäftsleitung in den nächsten Jahren nach und nach verabschieden. In das Jahr 2009 datiert diese Erkenntnis: „Manchmal sind ja die großen Wahrheiten sehr einfach. Chemie-Distribution ist, wenn man sich heute strategisch gut aufstellen will, nicht zwingend ein weltweites Geschäft, aber idealerweise sehr wohl eines, das den ganzen Kontinent Europa umfasst. Jedenfalls, wenn man es von einem Standort mitten in Europa aus betrachtet.“


© Fotografie: Stadtarchiv Mönchengladbach
So sah die Villa 1926 aus, so sieht sie auch heute noch aus. Ein gutes Zeichen! Der behutsame Umgang mit der Tradition – ob erbaut, ererbt, erfahren oder erlebt – spielt in diesem Unternehmen eine große Rolle.

2006 Die Overlack-Villa

Auch im Jahr 2006 ist sie noch ein Schmuckstück: die Villa, die 80 Jahre zuvor vom Textilfabrikanten Walter Schubarth an der Aachener Straße errichtet wurde. Nachdem das Gebäude 20 Jahre zu Wohnzwecken vermietet wurde, geht es jetzt ganz im Unternehmen auf. Die Geschäftsführung zieht ins Obergeschoss, im Erdgeschoss werden originell möblierte Besprechungsräume eingerichtet.

Zwischen 2006 und 2011 kommen weitere Gründungen und Beteiligungen in Litauen, Bulgarien, der Ukraine und in Slowenien hinzu.

Beteiligung an der Lemro, Grevenbroich 
heute: Lemro, Grevenbroich
Kauf der Eurochemas, Litauen 
heute: OQEMA, Litauen


Bei seinem runden Geburtstag im Sommer 2007 dankt Peter Overlack seinen Mitarbeitern, hier im Bild vertreten durch Franz Gormanns, den Geschäftsführer der Kölner Tochter Arnsperger und seinen Vorstandskollegen Uwe Stahmann.


Hans Overlack lauscht der Sohnesrede mit Vaterstolz im Blick.

 

2007 Do you love what you do?

„Erfolg, das habe ich gelernt, ist ohne Mitarbeiter, Mitmenschen, Mitdenker und Mitgestalter in einer Organisation nicht machbar. Die Menschen bei Overlack, die für die Firma arbeiten als sei es ihre, machen sie durch diese Identifikation ein Stück weit auch zu ihrem Unternehmen.

Was dann noch notwendig und unverzichtbar ist, das sind die guten, altbekannten, seit 1968 tendenziell verschmähten Tugenden: Fleiß, Sorgfalt und Ordnung, Klarheit – im Denken. Und Klarheit – im Herzen.

Lebe gefährlich,
Bleibe offen für Neues, lernbereit,
ein Staunender;
liebe, was Du tust!
Das sind die drei Schlüssel zu einem erfüllten Arbeitsleben.“

Gründung Juli.O GmbH    
Heute: Juli.O Gmbh


 

2008 Das Stadtpalais in Ozorków

Anlässlich des 10. Geburtstags der polnischen Tochter findet die Gesellschafterversammlung im Juni 2007 in Ozorków statt. Zehn Jahre zuvor wurde das Tochterunternehmen in Lódź gegründet. Repräsentativ ist die Firmenverwaltung in der historischen Villa des Textilunternehmers Friedrich Schlösser von 1848 untergebracht – einem beeindruckenden Gebäude der Neo-Renaissance, das der leidenschaftliche Bauherr Peter Overlack durch polnische Handwerker restaurieren ließ.


Geld verdienen in China ist nicht so leicht …

 

2009 Ou Fu Lai

„Ou Fu Lai“ – zu Deutsch: „Glück, das aus Europa kommt“ heißt das jüngste Firmentöchterlein im fernen China, dessen Gründung in Nanjing nach jahrelanger strategischer Vorbereitung ins Jahr 2005 datiert. Indes, auch wenn sich „Ou Fu Lai Chemicals Co. Ltd“ fast anhört wie das deutsche Overlack – alle hochfliegenden Träume und die Leidenschaft, mit der sich die Chemiehändler aus dem fernen Europa sieben lange Jahre ins fernöstliche Abenteuer stürzen, scheitern zuletzt an den „nicht mehr kalkulierbaren behördlichen Auflagen“ und der so fremden chinesischen Mentalität. Wegen „nachhaltiger Erfolglosigkeit“ wird die chinesische Niederlassung im Jahr 2012 endgültig geschlossen.  

Gründung der Gesellschaft in Bulgarien 
heute: OQEMA, Bulgarien


„Die zwei Jungs waren ganz nett. Insbesondere Herr Dr N. ist wieder mal einer dieser Schnelldenker und Gutversteher. Komplett egoistisch – ein typischer Investor. Wenigstens macht er keinen Hehl aus der Sache und bezeichnet sich als ‚Economic Animal‘“. [Aus einer Notiz vom Juli 2013]

2010 Auf Schatzsuche …

„Bei der Betrachtung der Gründe, warum wir denn nicht in ganz Europa tätig werden, liegt die Antwort auf der Hand: Weder fehlt es an Mut, noch – so hoffe ich jedenfalls – an Kompetenz, noch an Internationalität, Sprachbefähigung etc. Es fehlt auch, ehrlich gesagt, wahrscheinlich nicht an Chancen und Möglichkeiten. Es fehlt an Geld! Die Kapitalseite in einem mittelständischen Unternehmen ist regelmäßig nicht so geartet, dass sie derartige expansive Sprünge ermöglichen könnte. Und für Overlack gilt das leider auch.

Etwa an dem Punkt war ich angelangt [schreibt der Geschäftsführer rückblickend im Januar 2015] und dann geht das ja mit dem logischen Denken weiter, ich befinde mich jetzt irgendwo im Jahr 2009 und habe gedacht: wir sollten überprüfen, ob man an dieser Kapitalseite nicht etwas machen kann. Und wenn man über Kapital redet, meint man in diesem Zusammenhang Eigenkapital. Unsere Kreditlinien bei den Banken waren ausgereizt, sie weiter auszubauen war nicht machbar, nicht sinnvoll. Wenn wir in einen Expansionsmodus einsteigen wollten, so brauchten wir Private Equity, Eigenkapital.

So kam es, dass wir im Jahr 2010 tatsächlich konkret begannen, uns für Private Equity zu interessieren und Gespräche in dieser Hinsicht zu führen. Eine lange Zeit, über mehrere Jahre, verbrachten wir mit der Suche nach Private Equity-Häusern, die nicht angloamerikanischer Mentalität und Ursprungs waren, sondern mittelstandskonform dachten und handelten. Wir haben sicherlich mit 30–40 Private Equity-Häusern Kontakt gehabt.“    

Kauf Chem & Pol., Polen (Warschau)
heute: Teil der OQEMA, Polen
Kauf Eurosam, Tschechien (Senov)
heute: Teil der OQEMA, Tschechien
Kauf Beteiligung Slovchema, Slowakei   
heute: OQEMA, Slowakei
Kauf Beteiligung in der Ukraine   
heute: OQEMA, Ukraine


2011 Die Schornsteine III

Im Firmenrundbrief rundum erinnert Peter Overlack im Frühjahr 2011 an ein markantes architektonisches Element auf dem Fabrikhof, das jetzt fehlt:

„Alles ist im Fluss – die Dinge verändern sich – das ist ein Naturgesetz. Liebgewonnenes muss weichen. Das ist auch eine Art Naturgesetz – auch, wenn wir es nicht immer mögen. Doch ohne Erneuerung gibt es keine Kraft.

Mit der Erfindung der Dampfmaschine und dem Beginn der Industrialisierung wurde ein architektonisch markantes Gebilde städtebaulich wirksam: der Fabrikschornstein. Fast jedes Unternehmen, das sich den „modernen“ Produktionsprozessen verschrieben hatte, brauchte die Nutzung von Dampf. Die Fabrikschornsteine sprossen aus der Landschaft heraus, gravierender noch und markanter als heute die Windräder. Auf alten Stadtansichten ragen Dutzende von Schloten in den Himmel. Rauchende Schlote gibt es auch auf den historischen Firmenbriefbögen, deren Briefköpfe liebevoll und mit viel Besitzerstolz die eigenen Fabrikanlagen präsentieren.

Aus dieser Zeit stammt der Spruch, der meinen Großvater und meinen Großonkel noch beseelte beim Aufbau ihres Chemiehandelsgeschäfts: ‚Überall wo ein Schornstein raucht‘, belehrte mich der Opa schon als Siebenjährigen mit erhobenem Zeigefinger, ‚da wird auch Chemie verbraucht.‘ Overlack, als eher auf Handelsgeschäfte ausgerichtetes Unternehmen, brauchte großvolumige energieerzeugende Anlagen nicht – und besaß dennoch einen Fabrikschornstein. An ihn war seinerzeit die zentrale Heizanlage angeschlossen.

Bereits vor 40 Jahren (ich erinnere mich noch gut an den Abbruch, ich werde damals 13 oder 14 Jahre alt gewesen sein), wurde er um die Hälfte eingekürzt. Denn er drohte umzukippen. Die übrige Hälfte hatte Ruhe – bis in den letzten Monaten klar wurde, dass nicht nur der Schornstein, sondern auch sämtliche ihn umgebenden Gebäude baufällig waren. So kam zu Beginn des Januar 2011 … der Bagger.

Der Schornstein, auf unserem Foto noch gut erkennbar, ist heute verschwunden. Das gleiche gilt auch für das davor liegende flache Bürogebäude. Hier hatte Heinrich Overlack in den 50er Jahren seinen Dienstsitz. Und hier saß 1953 Hans Overlack, die zweite Generation, als junger kaufmännischer Angestellter gerade erst ins Unternehmen eingetreten. Es war dieses Gebäude, in dem Hans Overlack Isolde Seidel kennenlernte, die Sekretärin seines Vaters. Die gleiche Isolde Seidel, die später seine Frau – und meine Mutter wurde.

Familiengeschichten vom Feinsten …

Alles ist im Fluss – die Dinge verändern sich. Die Gebäude sind nun nicht mehr da.“

Gründung der Gesellschaft in Slowenien 
heute: OQEMA, Slowenien
Mit Stockmeier Kauf/Gründung der Quaron/France
verkauft an Stockmeier im Jahr 2018